AK-Präsident Kalliauer: „Statt Ausreden braucht es mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen für die Langzeitpflege“

Linz (OTS) – Das Thema Pflege wird meist mit Finanzierungsfragen und Personalmangel verknüpft. Eine aktuelle WIFO-Studie hat über den Tellerrand geblickt und mobile Pflege- und Betreuungsdienste international verglichen. Ein Ergebnis: In Österreich übernehmen immer noch Angehörige überdurchschnittlich oft die Pflege ihrer Verwandten und der Pflegedienst ist von einem Traumberuf weit entfernt. „Die Schweiz und Skandinavien zeigen, dass es möglich ist, deutlich mehr Menschen für Pflege- und Betreuungsberufe zu begeistern“, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer. Die Studienautoren untersuchten zwölf OECD Länder. Dabei ergab sich ein klares Bild. Österreich rangiert beim Anteil jener Personen, die professionelle Pflege und Betreuung daheim oder stationär in Anspruch nehmen, mit 1,9 Prozent nur an vorletzter Stelle. Zum Vergleich: In der Schweiz sind es 5,2 Prozent, in Schweden 4,3 Prozent. Vor allem bei der mobilen häuslichen Betreuung schneidet Österreich mit 1,2 Prozent schwach ab. Der Durchschnitt liegt bei 2,1 Prozent (Schweiz über vier Prozent, Schweden und Norwegen über drei Prozent). Dieser Trend spiegelt sich auch in den Gesamtausgaben für stationäre und häusliche Pflege wider. So gaben Norwegen und Schweden knapp drei Prozent des Bruttoinlandproduktes (BIP) dafür aus, Österreich hingegen nur 1,5 Prozent. In der öffentlichen Diskussion wird auch fast immer der volkswirtschaftliche Nutzen professioneller Pflege ausgeblendet. Dabei führen diese Ausgaben direkt und indirekt zu Beschäftigung, Wertschöpfung, Steuereinnahmen und Sozialversicherungsbeiträgen. Laut WIFO-Studie hätte die Ausweitung mobiler Dienste um 100 Millionen Euro eine Wertschöpfung von 170 Millionen Euro und rund 5.000 Beschäftigte bzw. 3.000 Vollzeitjobs zufolge. Der internationale Vergleich zeigt, dass das Image und die gesellschaftliche Akzeptanz professioneller Pflege und Betreuung wichtige Rollen spielen, um Interessenten/-innen für einen Pflegeberuf zu finden. Solange Pflege in Österreich als „un- oder unterbezahlter Frauenberuf“ mit unzureichenden Rahmenbedingungen und zu geringer gesellschaftlicher Wertschätzung gesehen wird, bleibt die Personalsuche schwierig. Laut der im Auftrag der Arbeiterkammer vom Europäischen Zentrum für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung erstellten Studie „Arbeitsbedingungen in der Langzeitpflege aus Sicht der Beschäftigten in Österreich“ geben nur zwei Drittel der Pflege-Beschäftigten an, dass ihre Arbeit eine gewisse Anerkennung erfährt. 28 Prozent meinen sogar, dass ihre Arbeit gar nicht wertgeschätzt wird. „Wertschätzung darf sich nicht nur in Imagekampagnen und Sonntagsreden wiederfinden, sondern auch in attraktiven Entlohnungs- und Rahmenbedingungen!“, betont AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer. Die Schweiz und Skandinavien zeigen, dass es möglich ist, deutlich mehr Menschen zu finden, die einen Beruf in der Pflege ergreifen wollen. „Ausreichende Personalressourcen, eine planbare Arbeitszeit, genügend Zeit für Betreuung und Pflege, eine arbeitstechnisch gute und gesundheitsschonende Ausstattung des Arbeitsplatzes in den Privathaushalten und Heimen sowie die autonome Gestaltung der eigenen Arbeit sind wichtige Voraussetzungen, die einen Pflegeberuf attraktiv machen würden“, resümiert Kalliauer.

Arbeiterkammer Oberösterreich Dir.-Stv.in Andrea Heimberger, MSc Leitung Kommunikation +43 (0)664/82 37 988 andrea.heimberger@akooe.at ooe.arbeiterkammer.at

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