Herzbericht 2017: Herzklappen-Erkrankungen nehmen weiter zu

Berlin/Düsseldorf (pts029/17.01.2018/13:40) – In den vergangenen zwei Jahrzehnten ist die Zahl von Krankenhausaufnahmen („stationäre Morbiditätsziffer“) wegen Herzklappenerkrankungen um 70,1 Prozent gestiegen – von 69 (1995) auf 117 (2016) pro 100.000 Einwohner Deutschlands. „Dabei ist in der Altersgruppe der Über-75jährigen eine enorme Zunahme um 184,8 Prozent zu verzeichnen. Diesem Anstieg steht ein Rückgang in den meisten anderen Altersgruppen gegenüber“, sagt Prof. Dr. Hugo Katus, Präsident der DGK anlässlich der Präsentation des Herzbericht 2017 in Berlin.

Eine Ursache dieser Steigerungsraten ist die insgesamt höhere Lebenserwartung. „Entscheidend ist aber auch, dass es heute dank der interventionellen Kardiologie mit der Katheter-gestützten Aortenklappen-Implantation (TAVI) eine sichere und sehr gut wirksame Behandlungsoption auch für Patienten im fortgeschrittenen Alter gibt, für die es bis vor kurzer Zeit keine Implantationsmöglichkeit mit vertretbarem Risiko gab. Diese Patientengruppe ist allein aufgrund ihrer oft gravierenden Begleiterkrankungen besonders risikoreich.“

Steigende Sterbeziffer – Frauen 1,5mal häufiger betroffen als Männer

Das hat auch Auswirkungen auf die Sterblichkeitsrate. In absoluten Zahlen sind im Jahr 2015 in Deutschland 16.987 Patienten an Herzklappenerkrankungen verstorben, was im Bundesdurchschnitt einer Sterbeziffer von 18,9 pro 100.000 Einwohner entspricht – im Jahr 1990 betrug sie noch 10,5.

Dabei finden sich deutliche Geschlechterunterschiede. In allen Bundesländern liegt die Sterbeziffer der Frauen über jener der Männer, ihre Sterblichkeit ist im gesamten Zeitraum seit 1990 konstant etwa 1,5mal so hoch wie bei Männern. „Dieser Unterschied weist darauf hin, dass Patientinnen unabhängig von der regionalen Versorgungsqualität und vermutlich auch unabhängig von der Art der Therapie eine ungünstigere Prognose haben“, kommentiert Prof. Dr. Malte Kelm, verantwortlicher Autor des Klappenkapitels. „Möglicher Weise liegt das an einem ungünstigen Risikoprofil, zu dem aber bisher die notwendigen Daten fehlen.“

Rasante Entwicklung bei der schonenden Katheter-gestützten Aortenklappen-Implantation

In den vergangenen Jahren ist eine rasante Entwicklung bei den – im Vergleich zu herkömmlichen herzchirurgischen Eingriffen am offenen Herzen – sehr schonenden Katheter-gestützten TAVI zu beobachten, die zunehmend über die Leistenarterie durchgeführt werden. Die Datenbank des Instituts für Qualität und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) zeigt für das Jahr 2016 in Deutschland insgesamt 17.097 TAVI-Eingriffe, was einen Anstieg von 9,6 Prozent gegenüber dem Jahr davor bedeutet.

„In den ersten Jahren seiner gut zehnjährigen Entwicklung war das TAVI-Verfahren alten Patienten über 75 Jahren mit hohem Risiko für eine konventionelle chirurgische Operation bzw. nicht operablen Patienten vorbehalten“, sagt Prof. Kelm. „Neue Studien haben jedoch eine günstige Entwicklung für TAVI auch bei Patienten mit niedrigem Risiko ergeben, zumindest in der 2-Jahres-Nachbeobachtung. TAVI wird zunehmend auch bei jüngeren Patienten mit hohem bis mittlerem Risiko grundsätzlich als Therapie-Option angesehen.“

Katheter-Intervention auch an der Mitralklappe

Nach den Erfolgen von TAVI wird derzeit verstärkt versucht, auch andere Herzklappen mittels Herzkatheter zu reparieren oder zu ersetzen. „Für die erste Methode, die eine Katheter-Intervention an der Mitralklappe ermöglicht, liegen inzwischen positive Fünfjahres-Daten vor“, berichtet Prof. Katus.

Informationen: Deutsche Gesellschaft für Kardiologie Pressesprecher: Prof. Dr. Eckart Fleck (Berlin) Hauptstadtbüro der DGK: Leonie Nawrocki, Tel.: 030 206 444 82 Pressestelle: Kerstin Kacmaz, Tel.: 0211 600 692 43, E-Mail: presse@dgk.org

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