Wien (pts026/25.04.2018/14:20) – Die Volkskrankheit Osteoporose stellt in vielerlei Hinsicht eine enorme Herausforderung dar. In Österreich sind aktuell etwa 700.000 Menschen davon betroffen. Betroffen sind v.a. Frauen nach der Menopause, aber auch Männer. Mehr als die Hälfte aller in Europa lebenden Menschen erleidet im Laufe ihres Lebens zumindest einen osteoporotischen Knochenbruch. Eine frühzeitige Diagnose und Therapie bereits vor dem Auftreten der ersten Fraktur wäre wünschenswert. Wissenschaftliche Erkenntnisse der letzten Jahre legen nahe, dass hier Vitamin K – neben Kalzium und Vitamin D – eine Schlüsselrolle spielen könnte.
Osteoporose: häufig lange unerkannt und untertherapiert Die schleichende Erkrankung, die zu vermehrter Knochenbrüchigkeit führt, wird von Ärzten und Patienten häufig erst spät erkannt. Die Folgen sind fatal und mit einer erhöhten Sterblichkeit verbunden. „Derzeit bekommt allerdings nur jeder fünfte Patient nach einem osteoporotischen Bruch eine adäquate medikamentöse Therapie“, betont Univ.-Doz. Dr. Astrid Fahrleitner-Pammer, Klinische Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie, Medizinische Universität Graz, Tagungspräsidentin des Osteoporoseforums St. Wolfgang, Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Knochen- und Mineralstoffwechsel.
Vorbeugen bereits in jungen Jahren „Da eine bereits manifeste Osteoporose nur schwer, wenn überhaupt behandelt werden kann, sollten idealerweise bereits in jungen Jahren alle zur Verfügung stehenden Maßnahmen ergriffen werden, um die Entwicklung dieser Erkrankung zu verhindern. Dabei lassen sich nur generelle Ratschläge geben, da die individuellen Lebensumstände der Menschen sehr variieren“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Kurt Widhalm, Präsident des Akademischen Instituts für Ernährungsmedizin, Sachverständiger für Kinderheilkunde und Ernährungswissenschaften, Wissenschaftler und Autor. Einen zentralen Stellenwert haben regelmäßige körperliche Aktivität und eine gesunde, ausgewogene Ernährung. Weiters spielt die Zufuhr von Kalzium und Vitamin D eine wesentliche Rolle in der Vermeidung von Osteoporose, aber auch in der Behandlung von Zuständen, wo Knochen abgebaut wird. Mittlerweile mehren sich auch die Hinweise dafür, dass Vitamin K2 in Verbindung mit Vitamin D und Kalzium eine wichtige Rolle im Zusammenhang mit Osteoporose bzw. Osteoporoseprävention spielen kann.
Vitamin K Das fettlösliche Vitamin K kommt in zwei Formen vor: Vitamin K1 ist v.a. in grünem Gemüse enthalten, Vitamin K2 wird v.a. durch Darmbakterien produziert und ist in fermentierten Sojabohnen reichlich vorhanden. „Vitamin K entfaltet im Körper mehrere lebenswichtige Funktionen. Am längsten bekannt ist der bedeutende Stellenwert in der Blutgerinnung. Vitamin K ist daran beteiligt, verschiedene Gerinnungsfaktoren (II, VII, IX und X) in ihre aktiven Formen umzuwandeln“, berichtet Univ.-Prof. DDr. Johannes Huber, Gynäkologe, Endokrinologe, Wissenschaftler und Autor; Österreichische Menopause Gesellschaft. Positive Effekte von Vitamin K auf den Knochenstoffwechsel sind bereits in tierexperimentellen Untersuchungen und einigen Studien am Menschen explizit nachgewiesen. Kalzium, der Grundbaustoff der Knochen, wird über die Nahrung im Darm aufgenommen, Vitamin D steuert aktiv die Kalzium-Resorption aus dem Darm ins Blut. „Durch die Aktivierung bestimmter Proteine sorgt dann vor allem Vitamin K2 dafür, dass das in der Blutbahn befindliche Kalzium aktiv in die Knochen eingelagert wird“, so Prof. Widhalm.
Studien bei postmenopausalen Frauen In einer prospektiven, randomisierten, placebokontrollierten Studie mit 325 postmenopausalen Frauen wurde der Effekt einer Vitamin-K2-Substitution (45 mg/Tag) über einen Zeitraum von drei Jahren untersucht (Knapen MHJ et al., Osteoporosis Int 2007;18:963-972). Dabei zeigten sich an der Hüfte relevante Verbesserungen von Knochenmineralkonzentration und Schenkelhalsbreite. Darüber hinaus wurde eine günstige Beeinflussung von Belastungsparametern (Kompressionsstärke, Biegungselastizität und Stoßfestigkeit) am Schenkelhals beobachtet. In einer doppelblinden, randomisierten placebokontrollierten Studie mit 244 postmenopausalen Frauen im Alter zwischen 55 und 65 Jahren wurden positive Effekte von Vitamin-K2-Substitution über drei Jahre nicht nur an der Hüfte, sondern auch an der Wirbelsäule dokumentiert (Knapen MHJ et al., Osteoporos Int 2013;24:2499-2507).
Eine prospektive, randomisierte, einjährige Studie mit 48 postmenopausalen osteoporotischen Patientinnen evaluierte die Effekte von Vitamin-K2-Substitution zusätzlich zur Gabe des Bisphosphonats Alendronat (Hirao M et al., 2008;26:260-264). Diese etablierte Therapieoption gegen Osteoporose hemmt den Knochenabbau, beeinträchtigt allerdings dessen Anbau und Formation. Vitamin K2 bewirkt eine Stimulierung des Knochenanbauparameters Osteocalcin. Dadurch wird vermutlich die durch Alendronat induzierte sekundäre Hemmung des Knochenanbaus umgangen. Unter Vitamin-K2-Gabe wurde eine Zunahme der Knochendichte (insbesondere am Schenkelhals) beobachtet.
Knochen, kardiovaskuläre Gesundheit & Co. Eine rezente Übersichtsarbeit führt zu dem Schluss, dass optimale Konzentrationen von Vitamin K und D sowohl Knochen- als auch Herzkreislauferkrankungen günstig beeinflussen (Ballegooijen AJ et al., Internat J of Endocrinology 2017;1-12). Prof. Huber: „Vitamin K verhindert in synergistischer Wirkung mit Vitamin D die Ablagerung von Kalzium in Weichteilen wie Blutgefäßen und Knorpeln. Es bewirkt – in ähnlicher Weise wie Östrogen -, dass Kalzium wieder in die Knochen zurücktransportiert wird und stellt damit einen Schutz vor Arterienverkalkung dar. Damit werden in weiterer Folge die Bildung von Plaques und das Risiko für die Entstehung von Herzinfarkten und Schlaganfällen verringert.“ Darüber hinaus scheint Vitamin K indirekt positive Wirkungen auf die männliche Fruchtbarkeit auszuüben, möglicherweise könnte es auch Schutzeffekte gegen Brustkrebs oder Leberkrebs haben.
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Bildinformationen: Pressekonferenz „Aktuelle Ergebnisse der Osteoporoseforschung: Vitamin K – der neue Knochenschützer?“ am 25. April 2018 in Wien. Im Bild v.l.: Univ.-Prof. Dr. Kurt Widhalm (Präsident des Österreichischen Akademischen Instituts für Ernährungsmedizin, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde, Wissenschaftler und Autor), Univ.-Doz. Dr. Astrid Fahrleitner-Pammer (Tagungspräsidentin des Osteoporoseforums St. Wolfgang, Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Knochen- und Mineralstoffwechsel) und Univ.-Prof. DDr. Johannes Huber (Gynäkologe, Endokrinologe, Wissenschaftler und Autor; Österreichische Menopause Gesellschaft) ©Thomas Maria Laimgruber
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Audiobeiträge vom Pressefrühstück: (kostenlose Registrierung für JournalistInnen): http://o-ton.at/component/mfoton/6274?view=content
Bilder vom Pressefrühstück (© Thomas Maria Laimgruber): https://www.dropbox.com/sh/8q5vkm75wq9kd0o/AACTN7HOVWn3QhqU8esWZSXla?dl=0
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