40 Jahre nach Zwentendorf-Abstimmung ist Österreich noch immer nicht atomstromfrei

St. Pölten (pts012/02.11.2018/10:45) – 40 Jahre nach der Abstimmung gegen die Atomkraftnutzung in Österreich werden noch immer zwischen 6 und 16 Prozent des Stromverbrauchs mit verstecktem Atomstrom gedeckt. „Wir brauchen viel mehr erneuerbare Kraftwerke, um Österreich zu 100 Prozent mit erneuerbarem Strom zu versorgen“, fordert Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft und weist auf die Notwendigkeit stabiler funktionierender Rahmenbedingungen für den Ausbau hin. „Österreich muss sich mit sauberem Strom aus erneuerbaren Energien selbst versorgen. Das ist der wichtigste Beitrag für eine atomstromfreie Zukunft“, so Moidl.

Heuer jährt sich die Volksabstimmung über das Atomkraftwerk in Zwentendorf zum 40. Mal. Eine dünne Mehrheit stimmte damals gegen die Nutzung der Atomkraft in Österreich. 40 Jahre später bezweifelt kaum noch jemand, dass Österreich anders entscheiden hätte sollen. Fragt man heute die Bevölkerung, wie die Energieversorgung aussehen soll, dann hat der Umstieg auf erneuerbare Energien genauso hohe Zustimmungswerte wie der Wunsch nach einem atomstromfreien Österreich. 91 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher haben in einer Umfrage Anfang des Jahres die Politik aufgefordert, rasch die nötigen gesetzlichen Rahmenbedingungen für den Ausbau der erneuerbaren Energien zu schaffen, um Österreich zu 100 Prozent mit erneuerbarem Strom zu versorgen. Die repräsentative Umfrage von 400 Personen wurde vom Institut für statistische Analysen, Jaksch und Partner GmbH, im Auftrag der IG Windkraft durchgeführt.

Mogelpackung „atomstromfrei“

Es gibt zwar in Österreich kein Atomkraftwerk, das Atomstrom produziert. Und es gibt eine Stromkennzeichnungspflicht, die sicherstellen soll, dass Atomstrom als solcher gekennzeichnet wird. Das System der Stromkennzeichnung mit Herkunftsnachweisen garantiert jedoch nicht, dass der bezogene Strom kein Atomstrom ist. Nach wie vor ist es möglich, mit Wasserkraftzertifikaten aus dem Ausland Atomstrom „sauberzuwaschen“ und in Österreich als Strom aus Wasserkraft zu verkaufen. Berücksichtig man diese Verkaufstaktik, liegt der Atomstromanteil in Österreich je nach Berechnungsmethode zwischen 6 und 16 Prozent. „40 Jahre nach der Abstimmung gegen Zwentendorf ist das schon ein politisches Armutszeugnis“, stellt Moidl fest.

Effektives Fördersystem für starken Ausbau erforderlich

„100 Prozent erneuerbarer Strom bis 2030 ist nur dann möglich, wenn die von der Regierung geplanten Rahmenbedingungen auch halten, was sie versprechen“, bemerkt Moidl. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen ab 2020 jährlich durchschnittlich 120 Windkraftanlagen errichtet werden. „Wir brauchen dringend ein funktionierendes Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz, das den Ausbau der erneuerbaren Energien auch ermöglicht“, so Moidl und fordert die Regierung auf, aus internationalen Erfahrungen bei Fördersystemen zu lernen. „Wir beobachten mit Besorgnis, dass seit der Umstellungen auf ein Ausschreibesystem für Windkraft in Deutschland und Frankreich der Ausbau drastisch zurückgeht. Österreich braucht ein angepasstes Fördersystem, welches den großen Ausbau erneuerbarer Energie auch stemmen kann. Ausschreibungen sind da kein adäquates Mittel für Österreich. Sinnvoll ist für Österreich ein marktwirtschaftliches System mit Förderprämien, bei dem der Ökostromerzeuger selbst den Strom vermarktet. Die Förderhöhe sollte aber behördlich festgelegt werden“, so Moidl abschließend.

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Aussender: IG Windkraft Ansprechpartner: Mag. Martin Jaksch-Fliegenschnee Tel.: +43 (0)660/20 50 755 E-Mail: m.fliegenschnee@igwindkraft.at Website: www.igwindkraft.at