Innsbruck (OTS) – Weil Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (VP) die Spitalsreform nicht an der Innsbrucker Klinik begonnen hat, ist er in das Kommunikationsdesaster Natters gestolpert. Jetzt muss er von seiner Spitalsreform retten, was noch zu retten ist. Ist die notwendige Spitalsreform in Tirol bereits Geschichte? In der Vorgangsweise ja, aber es wäre ein fataler politischer Fehler, nach dem Rückzieher beim Landeskrankenhaus Natters und der Kinderstation im St. Johanner Bezirksspital nur noch kosmetische Korrekturen vorzunehmen. Die Steigerung in den Gesundheitsausgaben von 70 Millionen Euro innerhalb eines Jahres und der Rekordabgang von 75,5 Mio. Euro in den vier Landes- und sechs Bezirksspitälern zwingen die Politik geradezu zum Handeln. Die Schwachstelle im Konzept von Bernhard Tilg (ÖVP) lässt sich allerdings an der Innsbrucker Klinik verorten. Der Gesundheitslandesrat wollte Natters mit seiner landesweit anerkannten Lungenheilkunde zusperren, zugleich kreiste er lediglich um Innsbruck. Obwohl dort mit einem negativen Betriebsergebnis von 46,1 Millionen Euro der größte Handlungsbedarf besteht. Dass Natters jetzt auf Jahre hin abgesichert ist, liegt vornehmlich daran, dass die Spitalsholding Tirol Kliniken im Verbund mit der Medizinischen Universität nicht in der Lage war, ein nachvollziehbares bauliches und finanzielles Konzept für die Eingliederung der Lungenheilkunde in die Klinik vorzulegen. Trotzdem machte Tilg den zweiten Schritt vor dem ersten. Damit stolperte er auch in ein richtiges Kommunikationsdesaster. Was nützen die Nachnutzungspläne für eine dringend benötigte Landespflegeklinik, wenn hinter der Zukunft einer gut funktionierenden Lungen-Abteilung in Natters mehr Fragezeichen denn Antworten stehen? 30.000 Unterschriften und ein drohender Protestmarsch am 13. Mai erhöhten darüber hinaus den Druck auf den Gesundheitslandesrat. Und auf Landeshauptmann Günther Platter. Ohne Spitalsbetten an der Klinik umzuverteilen, sie fächerübergreifend zu belegen und zu reduzieren, wird eine Spitalsreform in Tirol nichts bringen. Dazu kommt noch der Problemfall Hall mit zu vielen Betten und zu wenigen Patienten. Natürlich leistet Innsbruck mit den mächtigen Primarärzten und Klinikchefs den größten Widerstand. Wer will schon Betten hergeben? Mit seiner ersten großen Aufgabe dürfte der 2017 bestellte medizinische Geschäftsführer der Tirol Kliniken, Christian Wiedermann, ebenfalls mehr als überfordert sein. Das stationäre Versorgungsangebot in den peripheren Spitälern muss zweifelsohne besser aufeinander abgestimmt und optimiert werden. Auch gegen die Widerstände der Bürgermeister. Doch die Spitalsreform steht und fällt mit der Innsbrucker Klinik. Hier muss LR Tilg endlich Mut beweisen und nicht nur in Natters oder den Bezirksspitälern die Muskeln anspannen.
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