Innsbruck, Wien (OTS) – Dass Wolfgang Mückstein als Ressortchef für Gesundheit und Soziales geht, überrascht nicht. Dass ihm vieles beim Pandemie-Management nicht gefallen hat, war offensichtlich. Er hätte es zeitgerecht artikulieren sollen. Und wieder ist ein Gesundheitsminister weg. Nach Rudolf Anschober, der im April 2021 ausgelaugt abgedankt hat, geht sein Nachfolger Wolfgang Mückstein während der Corona-Pandemie. Offiziell begründet der Grüne das mit zu großem Leistungsdruck und Drohungen gegen sich und seine Familie. Parteiintern heißt es, Mückstein habe auch genug vom Polit-Betrieb mit all den Implikationen. Die Erwartungen an ihn waren groß: Ein Mann vom Fach sei angesichts der Lage der Richtige für den schwierigen Job. Ideal für diesen wäre jemand mit Expertise und politischem Know-how. Eine rare Spezies. Quereinsteiger Mückstein hat Letzteres gefehlt. Der Hausarzt war nicht vertraut mit den Machtspielen im neuen Metier, mit den Interessen des Koalitionspartners, jenen von Landeshauptleuten, die sich – ob des Druckes von Wirtschaftsseite – nicht mit den seinen, den rein medizinischen, deckten. Der Kanzler hat zwar keine „Richtlinienkompetenz“ wie etwa sein deutsches Pendant, kann einem Minister also nichts vorschreiben. Ein Gesundheitsminister stößt aber an Bundesländergrenzen, an jene des Föderalismus. Und auch am Rückhalt von Parteichef Werner Kogler & Co. mangelte es. Dass Mückstein nicht eines Sinnes mit den Öffnungsbefürwortern war, hat er nicht explizit geäußert, verklausuliert war es erkennbar – etwa mit dem Lob für die vorsichtige Vorgangsweise des SPÖ-Bürgermeisters von Wien. Mückstein, wie zuvor Anschober, trotz der Widerstände als Märtyrer zu stilisieren, ist unangebracht. Dieser wie jener hat gewusst, worauf er sich einlässt. Er hätte beizeiten sagen können und sollen, dass er nicht gewillt ist, Lockerungen mitzutragen, die seiner inhaltlich fundierten Überzeugung zuwiderlaufen. Viele Kundige, darunter namhafte Virologen, waren und sind auf seiner Seite. Mückstein – hölzern im Auftritt, technisch im Ausdruck – versuchte dennoch, schönzureden, was nicht schön ist. Das Virus zirkuliert weiterhin, die Infektionszahlen sind hoch, Long-Covid ist ein langfristiges Problem für viele Menschen und deren Kinder. Dass etliche der Angefragten nicht auf seinen bisherigen Posten wollen, ist verständlich. Der Vorarlberger Johannes Rauch hat, vor der Pension stehend, widerwillig zugesagt. Der bisherige Landesrat für Umwelt und Verkehr kennt das politische Geschäft. Er ist seit Jahren in diesem tätig. Nicht Koalitionsräson sollte an der Spitze seiner Agenda sein, sondern das, was anhand von Fakten zu tun ist. Zuvorderst ist er nicht verantwortlich für eine Regierung, sondern für Gesundheit und soziale Sicherheit der Menschen im Land.
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