Wien/Graz (pts011/08.04.2016/10:00) – Eine frühe Diagnose und ein möglichst früher Behandlungsbeginn sind entscheidende Faktoren, um Parkinson-Betroffenen zu einer besseren Lebensqualität zu verhelfen. Umso wichtiger ist es, Alarmsignale zu erkennen. Es gibt effektive Behandlungsmöglichkeiten für die motorischen und nicht-motorischen Symptome der Erkrankung. Darauf weisen aus Anlass des Welt-Parkinson-Tages am 11. April die Österreichische Parkinson-Gesellschaft und die Österreichische Gesellschaft für Neurologie hin. Wichtige Fortschritte macht die Parkinson-Forschung derzeit, was mögliche Frühanzeichen, die Entschlüsselung der Ursachen des Leidens und damit neue Therapieansätze betrifft.
„Wir haben heute eine breite Palette von therapeutischen Optionen, um Morbus Parkinson in allen Erkrankungsstadien mit einer auf die individuelle Situation abgestimmten Kombination verschiedener Therapieansätze gut zu behandeln. Damit können wir die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten deutlich verbessern. Je früher wir damit beginnen können, umso besser. Möglichen Frühsymptomen für die Parkinson-Erkrankung sollte deshalb besondere Aufmerksamkeit zukommen, und sie sollten ehestmöglich neurologisch abgeklärt werden“, betonen zum Welt-Parkinson-Tag am 11. April Univ.-Prof. Dr. Eduard Auff (Wien), Präsident der Österreichischen Parkinsongesellschaft (ÖPG) und Univ.-Prof. Dr. Reinhold Schmidt (Graz), Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie (ÖGN.
Wie zahlreiche andere Organisationen weltweit erinnern die beiden Fachgesellschaften an diesem Tag an den Geburtstag von Sir James Parkinson, der 1817 erstmals die Symptome der später nach ihm benannten Erkrankung beschrieb, und informieren über aktuelle Entwicklungen in Diagnostik und Therapie der Erkrankung. Morbus Parkinson betrifft rund zwei Prozent der Menschen über 65 Jahren. In Österreich sind derzeit geschätzte 16.000 Menschen erkrankt, zwei Drittel davon Männer. Experten gehen davon aus, dass sich bis 2030 die Zahl der Erkrankten schon aufgrund der steigenden Lebenserwartung zumindest verdoppeln wird. Bei der Parkinson-Erkrankung gehen insbesondere Nervenzellen zugrunde, die den Botenstoff Dopamin produzieren, der unter anderem die Bewegungskontrolle steuert.
Bei diesen Anzeichen zum Spezialisten
Zu den Alarmsignalen, die auf eine beginnende Parkinson-Erkrankung hinweisen können, und die unbedingt untersucht werden sollten, gehören Zittern in den Gliedmaßen nur einer Körperseite, zum Beispiel Zittern einer Hand in Ruhe, eine Störung der Feinmotorik mit einer Verlangsamung der Bewegungen, fehlendes Mitschwingen eines Arms oder Schleifen eines Fußes beim Gehen, eine deutliche Verkleinerung der Schrift, oder unklare Gelenkschmerzen durch erhöhte Muskelspannung.
Allerdings ist zu dem Zeitpunkt, zu dem derartige Symptome auftreten, bereits ein nicht unerheblicher Anteil jener Nervenzellen im Gehirn zerstört, die für die Dopaminproduktion sorgen. „Wenn sich bei Parkinsonpatienten die typischen ersten motorischen Krankheitszeichen zeigen, kann man davon ausgehen, dass die zugrunde liegenden pathologischen Prozesse bereits Jahre zuvor unbemerkt eingesetzt und Schaden angerichtet haben“, so Prof, Auff. „In Zukunft müssen wir daher die Frühdiagnostik noch früher ansetzen und dafür neue Wege gehen.“
Die Idee dahinter: Wird die Krankheit vor ihrer eigentlichen Manifestation erkannt, könnte man früher eingreifen, möglicherweise Gehirnzellen retten, und so idealerweise eines Tages die chronische, fortschreitende Erkrankung verhindern oder zumindest aufhalten. Während dies heute noch nicht gelingt, verzeichnen die Wissenschaftler bei der Früherkennung wichtige Fortschritte.
Forschungs-Fortschritte bei der Früherkennung
„Immer mehr Untersuchungen bestätigen, dass eine Reihe von Symptomen zum Teil bereits viele Jahre vor den motorischen Krankheitszeichen und vor der Degeneration von Nervenzellen auftreten“, betont Prof. Auff. Dazu gehören etwa ein gestörter Geruchsinn, Verstopfung, Schwindel oder Harnentleerungsstörungen. Auch eine besondere Form von schlaf-assoziierten Störungen – die REM-Schlaf-Verhaltensstörung – zählt dazu. Bei Gesunden ist in dieser Schlafphase die Motorik gehemmt, die von dieser Störung Betroffenen leben ihr Traumgeschehen jedoch körperlich aus. Dies kann sogar zu Verletzungen führen und auch Partner oder Partnerinnen stark beeinträchtigen. Prof. Auff: „Wer an dieser speziellen Schlaf-Traum-Störung leidet, so zeigen Untersuchungen, hat ein hohes Risiko, binnen 15 bis 20 Jahren an Morbus Parkinson zu erkranken oder auch eine andere neurodegenerative Erkrankung zu entwickeln.“
Entschlüsselung der Krankheits-Entstehung außerhalb des Gehirns
Mögliche Ansätze für innovative Behandlungsstrategien, die ein Ausbreiten der Erkrankung verhindern könnten, liefern die immer zahlreicheren Einsichten und Hinweise auf das Entstehen von Morbus Parkinson. Als einer der entscheidenden Faktoren im Krankheitsgeschehen konnte eine Verklumpung des Eiweiß alpha-Synuclein im Gehirn identifiziert werden, wobei offenbar das Schädigungsmuster von Zelle zu Zelle weitergegeben wird. Eine Kettenreaktion, die durch künftige Therapien gestoppt oder zumindest verzögert werden sollte. Auch gibt es zunehmend mehr Hinweise darauf, dass die pathologischen Veränderungen nicht nur im Gehirn vorhanden sind, sondern auch in anderen Nervenzellen, zum Beispiel im Darm, und möglicherweise von dort in das Gehirn „wandern“. Auch in den Nerven der Haut oder der Speicheldrüsen lassen sich die charakteristischen Protein-Schädigungen zeigen.
Effektive Therapien
Zugleich arbeiten die Experten auch laufend an einer Verbesserung und Weiterentwicklung der bereits verfügbaren Therapien, so Prof. Auff: „Nicht nur motorische Symptome der Parkinson-Erkrankung lassen sich immer besser kontrollieren und behandeln, sondern auch die oft sehr belastenden nicht-motorischen Krankheitszeichen wie Schlafstörungen, Depression, Angststörungen, Demenz, sexuelle Funktionsstörungen oder Inkontinenz. Das ist schon deshalb von besonderer Bedeutung, weil diese Symptome einen sehr negativen Einfluss auf die Lebensqualität haben.“ Aber auch in weiter fortgeschrittenen Phasen der Erkrankung gibt es effektive Behandlungsmöglichkeiten, so können etwa invasive Therapien wie zum Beispiel das operative Verfahren der Tiefen Hirnstimulation („Hirnschrittmacher“) zumindest einem Teil der Betroffenen zu mehr Beweglichkeit und weniger Beeinträchtigungen verhelfen.
„Die Phase, in der Betroffene ohne starke Einschränkungen leben können, hat sich dank der therapeutischen Fortschritte deutlich verlängert, und Menschen mit Parkinson können auch eine fast normale Lebenserwartung erreichen“, sagt Prof. Auff. „Umso wichtiger ist es, dass auch Angehörige besonders wachsam bei möglichen Hinweisen auf eine Erkrankung sind, da sie Veränderungen oft früher bemerken als die Erkrankten selbst, und einen frühen Behandlungsbeginn unterstützen.“
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