Innsbruck (pts029/06.03.2017/15:30) – Am Wochenende ging der 19. Kardiologie Kongress Innsbruck, Österreichs größter Ärztekongress, der sich mit dem Herzen auseinandersetzt, erfolgreich zu Ende. 900 Teilnehmer diskutierten neueste Therapien rund ums Herz. Organisationssprecher Univ. Prof. Dr. Guy Friedrich von der Innsbrucker Universitätsklinik für Innere Medizin III, Kardiologie und Angiologie, zieht eine positive Bilanz.
Das Hauptthema, dem zwei große Sitzungen gewidmet war, befasste sich mit HochrisikopatientInnen, bei denen es trotz intensiver Therapie bisher nicht gelungen ist, die lebensgefährlichen Cholesterinwerte im Blut zu senken und die daher weiterhin in großer Gefahr sind, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Für diese PatientInnen gibt es nun Hoffnung. Eine neue Antikörper-Therapie, die – ähnlich wie das Insulin – gespritzt wird, kann das „böse“ Cholesterin deutlicher als bisher – um ca. 60 % – senken und in der Folge Herzinfarkt oder Schlaganfall verhindern. 20 Zentren in Österreich sind die Anlaufstelle für HochrisikopatientInnen.
Die neue Therapie wurde mit großer Erwartungshaltung aufgenommen, vor allem auch deshalb, weil erste Hinweise bereits vorliegen, dass PatientInnen mit dieser Behandlung deutlich profitieren. Neben der Reduktion des „bösen“ LDL-Cholesterins bewirkt vor allem eine starke Reduktion der Ablagerungen in den Gefäßen weniger Herzinfarkte und Schlaganfälle. Diskutiert wurden geschätzte 20 bis 30 Prozent!
Kabellose Schrittmacher setzten sich immer mehr durch
Diskutiert wurde für PatientInnen mit Herzrhythmus-Störungen, dass sich die kabellose Schrittmacher-Implantation immer mehr durchsetzen und die Implantationszahlen weiter steigen. Bei sehr guter Effektivität liegt der Vorteil vor allem in einer großen Sicherheit in Bezug auf die Operationsrisiken Infektionen und Blutungen. Weniger Material im Körper bedeutet gleichzeitig weniger Blutungs- und Infektionsgefahr. Allerdings ist es aufgrund der anatomischen Voraussetzungen nicht bei allen PatientInnen möglich, kabellose Herzschrittmacher einzubauen. Das wird bei jedem Patienten individuell entschieden.
MRI-Untersuchung entdeckt versteckte Herzinfarkte, die sogenannten Minoca-Infarkte!
Zwei Sitzungen am Kongress beschäftigten sich mit der Diagnostik von Herzinfarkten mittels Magnetresonanztherapie (MRI), die immer genauer und besser wird und inzwischen mit höchster Verlässlichkeit zwischen Herzmuskelentzündung und Durchblutungsstörungen am Herzen differenzieren kann. Das ist deshalb wichtig, weil daraus unterschiedliche Therapien resultieren. Entdeckt werden können dadurch erstmals auch die sogenannten Minoca-Infarkte. Das sind Herzinfarkte, bei denen das Gefäß nach dem Infarkt wieder spontan oder durch medikamentöse Behandlung offen ist, sodass in der Angiographie keine behandlungsbedürftige Engstelle erkennbar ist. Das kommt immerhin in 5 Prozent aller Herzinfarkts-Verdachtsfälle vor! Bisher waren diese Patienten häufig auf Herzmuskelentzündung diagnostiziert und nicht mit der nötigen aggressiven Blutverdünnungs-Therapie, die bei Infarkten notwendig ist, versorgt worden.
Herzklappen-Entzündung: Gefahr nach Zahnbehandlung bei Hochrisikopatienten
Ein großes Thema am Kongress war die sogenannte Endokarditis, eine akute oder chronische Entzündung der Herzklappen. Von kardiologischer und infektiologischer Seite wurde noch einmal sehr klar definiert, wer wie lange Antibiotika-Therapie braucht und bei welchen PatientInnen Antibiotika bereits prophylaktisch verschrieben werden sollen, um das Risiko einer Herzklappen-Entzündung, die zu einem Verlust der Herzklappenfunktion oder einem embolischen Schlaganfall führen kann, erst gar nicht entstehen zu lassen – zum Beispiel bei PatientInnen nach Herzklappenoperationen mit Prothesen und solchen, die bereits eine Herzklappenentzündung hatten. Auch deutlich höher gefährdet sind Menschen mit angeborenen Herzklappenfehlern oder Patienten mit eingeschränkter Immunabwehr.
Herzklappen-Entzündungen entstehen meist durch verschleppte Keime aus dem Mund, vor allem Staphylokokken und Streptokokken, und in Verbindung mit schlechter Mundhygiene und Manipulationen am Zahn. Also beim Zähneputzen oder beim Zahnarzt. Je besser die Mundhygiene, desto geringer auch das Risiko auf Herzklappen-Entzündung. Dass das Risiko nicht zu unterschätzen ist, zeigt, dass Herzklappen-Entzündungen immerhin bei 3 bis 10 von 100.000 Menschen vorkommen.
Die Folge sind starke Antibiotika-Therapien, meist als Infusion oder aber eine kombinierte Antibiotika-Therapie mit früher Herzklappen-Operation, da die Bakterien die Herzklappen aggressiv angreifen und zerstören. Die Bakterien setzten sich in der Klappe fest und fressen sie auf, womit die Herzklappe in ihrer Funktion undicht wird. Aber das ist noch nicht das ganze Dilemma: Die Bakterien bilden außerdem Nester an den Klappen. Mit der Klappenbewegung werden diese Bakterien-Nester in den ganzen Körper ausgestreut. Diese sogenannten „Bakterien-Gerinnsel“ können in der Folge Infarkte auslösen. Da die meisten Probleme die Klappen der linken Herzkammer betreffen, die vor allem das Gehirn sowie Arme und Beine mit Blut versorgt, können dort bakterienbedingte Infarkte entstehen.
Nähere Informationen: Univ. Prof. Dr. Guy Friedrich, guy.friedrich@i-med.ac.at
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