Enigma: Seltene deutsche Chiffrier-Maschine aus 1944 im Dorotheum

Wien (pts016/28.05.2020/12:00) – Sie war die eigentliche Geheimwaffe der Deutschen im Zweiten Weltkrieg, die als nicht zu schlagen bzw. knacken galt. Die Enigma, griechisch für „Rätsel“. Die Entschlüsselung der wohl berühmtesten Chiffriermaschine der Welt gelang schlussendlich – und zwar bereits ab 1940 – den Briten und verkürzte den Krieg um Jahre. Die Geschichte dieser Erfindung liefert Stoffe für atemberaubende Agententhriller, tragische Geniegeschichten, abenteuerliche Spionagestorys. Eine der wenigen heute noch erhaltenen Enigmas, Baujahr 1944, versteigert das Dorotheum im Rahmen seiner Antiquitäten-Auktion am 4. Juni 2020. Der Schätzpreis dieser Seltenheit liegt zwischen 30.000 und 40.000 Euro.

Software für Kryptographie, also der Wissenschaft von der Ver- und Entschlüsselung von Informationen, ist heutzutage Standard, anders in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Die deutschen Militärs verrätselten mit der Enigma, die in ihrer Aufmachung an eine Schreibmaschine erinnert, ihre gesamte Funkkommunikation. Der Schlüsselraum überstieg ab 1939 unglaubliche 100 Trilliarden, das sind rund 1023 Möglichkeiten. Wenn ein Mensch händisch allein alle Möglichkeiten der Enigma durchspielte und für jede eine Minute bräuchte, dauerte dies 14.000 Jahre.

Erfunden wurde die Maschine bereits 1918 vom deutschen Elektrotechniker Arthur Scheribus. Für militärische Zwecke diente sie erst ab 1926. Nach der Machtergreifung Adolf Hitlers wurde sie immer wieder verbessert und kam für die Luftwaffe, die Kriegsmarine und beim Heer, aber auch im diplomatischen Dienst oder bei der Reichsbahn zum Einsatz.

Gehütete Geheimnisse

Das Prinzip der Enigma ist alles andere als herkömmlich. Sie chiffriert dank dreier drehbarer Walzen Informationen in einem bis zu drei Mal täglich wechselnden Code, wobei die Codierung sogar in einem einzelnen Wort wechseln kann. Codebücher, die für gewisse Zeiträume festgesetzte Codes anführten, gehörten so zu den bestgehütetsten Gütern im Krieg. Dennoch erbeutete Codebücher halfen unter anderem beim schrittweisen Enträtseln der von den Deutschen immer wieder nachgebesserten Wundermaschine – und im Entwerfen einer weiteren Maschine, der „Bombe“.

Ersonnen von einem der Urheber des Computers, dem jungen britischen Mathematiker Alan Turing. In Betchley Park, einer unscheinbaren Siedlung in der Nähe von London, arbeitete er mit Kryptographie-Spezialisten unter höchster Geheimhaltung jahrelang an der Aufschlüsselung mittels Enigma getätigter deutscher Funksprüche. Selbst Premier Winston Churchill besuchte Betchley Park, wo gegen Ende des Krieges werkten bis zu 9000 Personen werkten. Bis in die 1970er Jahre wurde über all diese Vorgänge strengstes Stillschweigen bewahrt.

Alan Turings tragisches Schicksal ist auch Thema des Spielfilms „The Imitation Game“ aus 2014, in dem Turing von Benedict Cumberbatch verkörpert wird: Das wegen seiner – damals in Großbritannien verbotenen – Homosexualität Repressalien ausgesetzte, erst Ende des 20. Jahrhunderts rehabilitierte Genie musste einer Hormonbehandlung zustimmen und ging 1954 in den Freitod.

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Aussender: Dorotheum GmbH & Co KG Ansprechpartner: Mag. Doris Krumpl Tel.: +43 1 51560 406 E-Mail: doris.krumpl@dorotheum.at Website: www.dorotheum.com