Graz (OTS) – Vom 18. bis 20. Jänner 2023 findet im Messe Congress Graz die 7. Mitteleuropäische Biomassekonferenz (CEBC 2023) statt, bei der man alles über den wichtigsten erneuerbaren Energieträger Europas und Österreichs erfährt. Mit etwa 1600 TagesteilnehmerInnen gibt es bei der CEBC einen neuen Anmelderekord. Zur dreitägigen Konferenz haben sich TeilnehmerInnen aus vier Kontinenten und 37 Nationen angemeldet. Mit 170 Vorträgen, aufgeteilt auf 30 Sessions und Workshops, vier Exkursionen, der Erstaustragung des Europäischen Pellets-Forums und dem Waldtag der Wintertagung des Ökosozialen Forums, wird den Gästen ein sehr umfang- und abwechslungsreiches Programm geboten. Ein Highlight ist die Plenumssession der Veranstaltung mit Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. Der Keynote-Speaker ist Univ.-Prof. Tobias Pröll von der Universität für Bodenkultur Wien, der zum Thema „Negative Emissionen mit Bioenergie“ referiert. Bundesregierung setzt auf Erneuerbaren-Turbo bei der Biomasse Klimaschutzministerin Leonore Gewessler betont in der Pressekonferenz die Bedeutung der Biomasse für die Energiewende. Gerade das vergangene Jahr habe gezeigt, wie wichtig es ist, dass wir auf allen Ebenen unsere Unabhängigkeit stärken. „Eine unabhängige Energieversorgung heißt immer Energiewende. Nur wenn wir die Energie, die wir brauchen, auch selbst produzieren, kann uns niemand mit Energielieferungen erpressen. Das geht etwa, indem wir die heimische Biomasse nutzen, damit unsere Häuser heizen oder klimafreundliches Biogas erzeugen“, so Klimaschutzministerin Gewessler. Aus diesem Grund hat die Bundesregierung auf der Regierungsklausur auch die Umsetzung des neuen Erneuerbare-Gase-Gesetzes angekündigt. Dieses Gesetz soll sicherstellen, dass die heimische Grüngasproduktion bis 2030 auf 10,5 Terawattstunden pro Jahr ausgebaut wird. „Jede Terawattstunde Grüngas bedeutet eine Terawattstunde weniger Abhängigkeit. Grünes Gas wird unser Brennstoff für eine klimaneutrale Industrie“, betont die Ministerin. Auch von der Sanierungsoffensive „Raus aus Öl und Gas“ konnte die Ministerin ein positives Ergebnis berichten. Das vergangene Jahr hat einen neuen Rekord bei den Anträgen gebracht. „Wir sehen: Die Menschen sind bei der Energiewende dabei. Sie wollen umsteigen. Genau das unterstützen wir – für jede getauschte Gasheizung gibt es aktuell 9.500 Euro. Und mit der klaren Perspektive der Förderung bis 2026 schaffen wir auch Planungssicherheit für die Unternehmen. Sie wissen: Jetzt einen Lehrling einstellen, lohnt sich. Denn es wird in den kommenden Jahren kontinuierlich Aufträge geben“, sagt Gewessler. Grundversorgungssicherheit nur mit Biomasse möglich Bioenergie ist weltweit der mit Abstand bedeutendste erneuerbare Energieträger und ein wichtiger Eckpfeiler für den Ausstieg aus fossilen Heizungen, der Defossilisierung der Nah- und Fernwärme sowie der bedarfsgerechten Stromproduktion. „Ohne Bioenergie kann die Grundversorgung der Bevölkerung mit Wärme und Strom bei einem Ausstieg aus Erdgas und Erdöl nicht aufrechterhalten werden. Bei Implementierung effizienter Technologien wie die kombinierte Wärme- und Stromproduktion, hocheffiziente Biomasseheizungen, Gebäudedämmung und im Zusammenspiel mit anderen Erneuerbaren ist die Defossilisierung des Wärme-, Strom- und Fernwärmesektors praxistauglich darstellbar. Es bleibt auch ausreichend Raum für neue innovative Anwendungen im Grüngas-, Wasserstoff-, Treibstoff- und Industriebereich“, erklärt Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes, bei der Pressekonferenz. Das Ausbaupotenzial der Bioenergie ist in Österreich groß. Aktuell werden etwa 48 Mio. Tonnen Biomasse in Österreich umgesetzt. 13 Mio. Tonnen davon werden auch energetisch verwertet. Dieser Anteil könnte durch effizienten Biomasseeinsatz, Reststoffnutzung in der Landwirtschaft und Industrie sowie durch nachhaltige Intensivierungen – wie etwa die aktive Klimawandelanpassung des Waldes – auf bis zu 24 Mio. Tonnen erhöht werden. Für die Aufrechterhaltung der Grundversorgungssicherheit sind bei einem Ausstieg aus Erdöl und Erdgas in Abhängigkeit der Effizienzmaßnahmen 12 bis 17 Mio. t Biomasse erforderlich. Dies inkludiert den Biomasse-Bedarf für die Heizung und das Warmwasser der Bevölkerung, den Ausstieg aus der fossilen Fernwärmeerzeugung, die Treibstoffproduktion für die Land- und Forstwirtschaft sowie den Ersatz der fossilen Stromproduktion. Bei Ausnützung der nachhaltig verfügbaren Potenziale in der Land-, Forst- und Abfallwirtschaft stehen weitere 7 bis 12 Mio. t Biomasse für die Defossilisierung der Industrie, für Grünes Gas und Grünen Wasserstoff zur Verfügung. Praxisfremde Vorschläge aus Brüssel Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat verdeutlicht, wie wichtig es ist, von fossilen Energieimporten unabhängiger zu werden. „Unsere aktive Waldbewirtschaftung und Bioökonomie sind der Weg dorthin! Ein bewirtschafteter Wald bindet mehr CO2 als ein unbewirtschafteter Wald. Zudem ist nachhaltige Holzverwendung aktiver Klimaschutz! Holzprodukte sind Kohlenstoffspeicher und wirken wie ein zweiter Wald. Damit das so bleibt, muss sichergestellt werden, dass die aktive Waldbewirtschaftung weiterhin die Basis für Bioökonomie sein kann und der nachwachsende Rohstoff Holz auch genutzt werden kann“, erklärt Günter Liebel, Generalsekretär des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft. „Einige Vorschläge, die aktuell in Brüssel diskutiert werden, sind jedoch praxisfremd. Atomstrom bekommt ein grünes Mascherl, Kohlekraftwerke werden wieder aktiviert. Aber die Nutzung von nachwachsender Biomasse soll beschränkt werden – das passt nicht zusammen. Gerade in Zeiten der Energiekrise muss es unser aller Ziel sein, den nachwachsenden und regional verfügbaren Rohstoff Holz bestmöglich und effizient zu nützen.“ Um die heimischen Wälder klimafit zu machen, wurde der Österreichische Waldfonds ins Leben gerufen. Ein Herzstück davon ist die Österreichische Holzinitiative mit einem aktuell laufenden Fördercall zur Umsetzung eines Reallabors, zur Erzeugung und Anwendung von Grünen Gasen und Biotreibstoffen aus nachhaltiger Biomasse sowie biogenen Reststoffen. Damit soll die Erzeugung nachhaltiger Energieträger auf biogener Basis erforscht und optimiert werden. Es werden dafür 28 Mio. Euro aus dem Waldfonds zur Verfügung gestellt. Damit wird ein weiterer Schritt gesetzt, um unabhängiger von fossilem Gas und Erdöl zu werden und die Umsetzung der Bioökonomie weiter voranzubringen. Nähere Informationen zum Thema sind unter [www.waldfonds.at] (http://www.waldfonds.at) ersichtlich. Energie mit netto negativen Emissionen erzeugen „Die Klimakrise ist eine Energiekrise, hervorgerufen dadurch, dass wir uns weltweit zu 80% aus fossilen Quellen mit Energie versorgen“, erläutert Univ.-Prof. Tobias Pröll, Institut für Verfahrens- und Energietechnik, Universität für Bodenkultur Wien. Bei der Verbrennung von Kohle, Öl und Erdgas wird Kohlendioxid (CO2) freigesetzt, das sich in der Atmosphäre anreichert. Die Umstellung auf eine CO2-neutrale Energieversorgung hat daher oberste Priorität. Pflanzen nehmen beim Wachsen CO2 aus der Atmosphäre auf und bauen daraus Biomasse auf. Energiegewinnung aus Biomasse ist somit grundsätzlich CO2-neutral. Wird das bei der Bioenergienutzung freiwerdende CO2 abgetrennt und langfristig gespeichert, kann Energie mit netto negativen Treibhausgasemissionen erzeugt werden. Daneben erlaubt die Umwandlung landwirtschaftlicher Reststoffe zu hochwertiger Biokohle die Kohlenstoffspeicherung im Boden und schließt Nährstoffkreisläufe. „Solche biomassebasierten Negativemissionstechnologien sollten entwickelt, demonstriert und evaluiert werden, damit ihr sinnvoller Einsatz so rasch wie möglich die Energiewende unterstützt“, fordert Pröll. Digitalisierung vor den Vorhang „Die Beiträge innovativer Industrieunternehmen und ambitionierter Forscherinnen und Forscher bilden auch dieses Mal wieder das hervorragende technisch-wissenschaftliche Programm der CEBC 2023. Die Workshops, Vorträge und Poster spannen den Bogen von nachhaltig bereitgestellten biogenen Energieträgern, über die einschlägigen Umwandlungstechnologien, bis zu deren Integration in die nachhaltige und zirkuläre Bioökonomie. Der Forschungsstrategie von BEST folgend, setzen wir auch im Programm mit dem Thema Digitalisierung einen neuen Schwerpunkt. Zum einen holen wir die digitalen Methoden vor den Vorhang, die in der Entwicklung und der Optimierung von Bioenergie- und Bioraffinerietechnologien eingesetzt werden. Zum anderen zeigen wir auch auf, welche Möglichkeiten sich durch die Nutzung von digitalen Planungs- und Betriebsführungskonzepten für den effizienten und flexiblen Einsatz von Bioenergielösungen in einem immer herausfordernden Energiesystem ergeben“, schildert Walter Haslinger, CEO BEST – Bioenergy and Sustainable Technologies GmbH, Adj. Prof Luleå University of Technology. Auf der Website [www.cebc.at] (http://www.cebc.at) sind weitere Informationen über die Konferenz, Grafiken und erste Bilder von der Veranstaltung sind unter [www.biomasseverband.at/ohne-biomasse-keine-energiewende/] (https://www.biomasseverband.at/ohne-biomasse-keine-energiewende/) ersichtlich.
Österreichischer Biomasse-Verband Antonio Fuljetic-Kristan +43 (0)1 533 07 97 – 31, 0660 855 6804 fuljetic@biomasseverband.at
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